Das zahme Kind des Waldes

 

 

Man sagt den Füchsen ja allgemein nach, dass sie schlaue Kerlchen sind; Fritzi bestätigte das in jeder Hinsicht. Sie war ein sehr schlaues  Mädchen.

Sie wurde im April 1996 mit drei Geschwistern, von denen sie das kleinste  und schwächste Tier war,  gefunden, zu einer Tierschützerin gebracht und aufgepäppelt. Ihre Mutter war – noch während der Schonzeit – erschossen worden.

Im Herbst wurden sie ausgewildert – zumindest drei von ihnen.  

 

Fritzi weigerte sich mit Entschiedenheit  sich den Gefahren von Jägern, Krankheiten, und Autos, gar nicht zu reden von Hungern und Frieren auszusetzen,  sondern  ließ sich lieber auf der Schulter tragen  und mit besten Häppchen verwöhnen - vorzugsweise  gekochtes Huhn, Rindfleisch, ganzen Eiern und als Nachtisch manchmal ein wenig Sahne.  Zusätzliche Schmankerl, wie Mäuse, Käfer und Regenwürmer fing sie sich beim täglichen Spaziergang nebenbei - und das jeden Morgen,  egal bei welchem Wetter. Am liebsten  waren ihr Frost und Schnee.

Ihr Leben war bemerkenswert und weit über Luxemburgs Grenzen bekannt. Sie unterrichtete in Schulen, hatte etliche Fernsehauftritte und Reportagen in Zeitungen und Zeitschriften und erhielt hunderttausende Geburtstagskarten  jeden  April.

Im Winter 2009 ging sie zum Regenbogen – oder auch weit darüber hinaus.

 

Manchmal sitzt es zu deinen Füßen und schaut dich an,
mit einem Blick so schmeichelnd und zart,
dass man überrascht ist über die Tiefe seines Ausdrucks.
Wer kann nur glauben, dass hinter solchen strahlenden Augen keine Seele wohnt?

 Théophile Gautier