Richard III. - der sicher kein Monster war...

Geschichte wird von Siegern geschrieben - und dabei gelogen dass es nur so kracht....

Ein Beispiel das 500 Jahre zurück liegt ist die Dämonisierung Richards III.

Die Gattin hat er vergiftet, den Thron geraubt und anschließend seine beiden Neffen ermordet- laut Shakespeare ein Monster par excellence. So geistert er durch die Jahrhunderte - ich aber glaube, dass er nichts dergleichen getan hat, sondern das  Opfer eines Rufmordes ohnegleichen wurde, angezettelt von denen, die den größten Vorteil davon hatten: den Tudors...

So hübsch wie in der Serie "The White Queen" - in der Aneurin Barnard als Richard und Amanda Hale als halbverrückte Margaret Beaufort die einzig sehenswerten Akteure waren - ist er wohl nicht gewesen, der Duke of Gloucester, aber auch keineswegs ein hässliches Monster - und bucklig schon gar nicht. 

Man hat ihn ja gefunden, 2012, unter einem Parkplatz in Leicester und anhand von DNA eindeutig identifiziert.

Nach seinem Schädel wurde ein Kopfmodell erstellt.

Es zeigt einen durchaus annehmbaren Kerle, mit willensstarkem Kinn und ausgeprägter Nase, mit dem vermutlich nicht allzugut Kirschen essen war - aber das konnte man wohl auch  sonst mit niemandem, der sich in diesen Zeiten behaupten musste - und wollte.

Das Modell - und noch mehr die Wachsfigur von Madame - zeigt genügend Ähnlichkeit mit den Gemälden die von ihm erhalten sind - und sein Skelett, insbesondere der Kopf - machen zum einen deutlich, dass er schwerste Verletzungen erlitten hatte, bevor er starb und dass er nicht bucklig war, sondern an Skoliose litt. Und dennoch aufs  Schlachtfeld ging und dort fiel. 

Sein Gegenspieler, der Tudor, hatte sich auf dem Feldherrnhügel zurück gehalten.

Und überlebt.

Warum ich Shakespeare nicht glaube und die Tudors nicht leiden kann...

Shakespeare war Dramatiker, kein Historiker, der sich auch in anderen seiner Dramen durchaus  dichterische Freiheiten erlaubte. Zudem war er Lohnschreiber und wird sich kaum mit der rothaarigen  Elizabeth I. angelegt haben, um ehrenrühriges über ihre Familie zu berichten, und damit an dem Ast auf dem er schließlich saß, zu sägen. 

Schließlich hätte er dann nicht mehr und nicht weniger erzählt, als dass die ganze Tudorsippe falsche Fuffziger waren...

 

Zunächst wäre da der sogenannte Thronanspruch Henrys VII., der gewaltig an den Haaren herbeigezogen ist  - und nicht mal mit einer Matrilinearität begründet werden könnte, denn diese würde ausschließlich Töchter betreffen.

Seine Großmutter war Catherine de Valois, eine französische Prinzessin, mit einem Papa, der an Schizophrenie litt und im Irrsinn starb, und die an Henry V. von England meistbietend verschachert wurde. Den Ehemann musste sie glücklicherweise nur zwei Jahre ertragen, dann starb er an der Ruhr. Sie war also Witwe mit einem einjährigen Sohn, ohne jegliche Macht oder Funktion - und vor allem ohne Aussicht wieder heiraten zu dürfen. Das hätte sie nur mit Erlaubnis des Königs tun dürfen, der zwar ihr Sohn aber noch ein Kleinkind war und noch weniger zu sagen hatte als sie. Also arrangierte sie sich anders und legte sie sich einen - oder auch mehrere - Lover zu. Einer von ihnen, der Waliser Owen Tudor, schwängerte sie, worauf sie ihn in einer geheimen Zeremonie irgendwann zwischen 1428  und 1432 geheiratet haben soll. Aber nicht mal das ist gesichert, da es durch keine kirchliche oder staatliche Urkunde beglaubigt ist.  Fakt ist nur, dass sie mehrere Kinder mit ihm hatte - allerdings nannte sie in ihrem Testament nur Königsspross Henry VI. als ihren Nachkommen, während  Tudor und die mit und von ihm gezeugten Kinder mit keiner Silbe erwähnt wurden.   

Sie wurde nur 36 Jahre alt und gerüchteweise starb sie, wie ihr Vater, in geistiger Umnachtung  am 3. Januar 1437. 

Soviel also zur Oma Henrys VII.

Catherines Söhne, Edmund und Jasper Tudor, wurden von ihrem Halbbruder, dem König, netterweise als Familienmitglieder anerkannt und zu Earls of Richmond bzw. Pembroke ernannt. 

Edmund heiratete die erst 12 jährige Margaret Beaufort und schwängerte sie flugs. Er starb noch vor der Geburt seines Sohnes Henry an der Pest.

Und damit wären wir bei Henry VII.

Genaugenommen war er der Sohn eines Bastards, durfte sich lediglich  Earl of Richmond nennen und hatte etwa soviel Recht auf Englands Thron wie ich - aber er nahm es sich. Interessanterweise akzeptierte das Parlament ihn als König, 

nachdem er bei Bosworth gesiegt hatte -  mit der Begründung er säße ja nun mal auf dem Thron... Anschließend setzte er eine gewaltige Propagandamaschine in Gang, die seinen sogenannten Anspruch belegen und untermauern sollte - allem voran die Demontierung Richards III.

Wenn ich dem Bild glauben soll, dann schaut mich ein ziemlich unangenehmer Bursche an, mit kleinen, gemeinen Augen, dem ich weder im Dunkeln noch sonstwann gerne begegnen würde. 

Aber das ist - zugegeben - rein subjektiv.

Vielleicht war er ja ein ganz reizender Kerl und so nett und ehrenhaft wie ihn Rebecca Gable in ihrem Roman "Das Spiel der Könige" dargestellt hat.

 

Ich glaube dass er weder nett noch ehrenhaft war. Und außerdem der Opa Heinrichs VIII. - der mit den sechs Frauen - und der war mit Sicherheit nicht ganz dicht...

Französisches Erbteil?  Zur Erinnerung: Ururopa Karl VI. von Frankreich war gaga und starb geisteskrank. Von seiner Tochter, Uroma Catherine, vermutet man ähnliches. Erwiesen ist, dass ihr Sohn - sein Onkel -  Henry VI. ebenfalls in Irrsinn verfiel und schließlich unter nie geklärten Umständen starb. Möglicherweise wurde er ermordet, bevor er England restlos ruinieren konnte.

Und was seine Mutter angeht, die kleine Margaret, die, nicht mal ausgewachsen, von dem doppelt so alten  Tudorbengel vergewaltigt wurde (oder wie soll man das sonst nennen?) so ist sie ein Kapitel für sich...

Auch wenn sie wie ich, am 31.Mai geboren wurde, nur 505 Jahre früher, so enden dort auch schon die Gemeinsamkeiten. Zunächst mal war sie stinkreich -mit einem Einkommen von 1000 Pfund im Jahr war sie  die reichste Erbin in England und außerdem als direkte Nachfahrin von John of Gaunt von königlichem (Lancaster)Blut – rote Rose - also eine sehr wünschenswerte Partie.

1000 Pfund müssen damals ein unglaubliches Vermögen gewesen sein...

(100 damalige Pfund entsprechen heutigen 80.000 Pfund - nicht schlecht...)

Heinrich VI. - Sohn der verrückten Valois - vermittelte sie an seinen Halbbruder Edmund Tudor. Sie war gerade mal 12 Jahre alt - und das war das gesetzliche Mindestalter zur Verheiratung von Mädchen. Sie wurde kurz vor ihrem 13. Geburtstag schwanger und brachte am 28. Januar 1457 in Pembroke Castle, Wohnsitz ihres Schwagers Jasper,  Sohn Henry zur Welt. Dass sowohl das Kind als auch die zart gebaute, noch nicht ausgewachsene Margaret überlebten, grenzte fast an ein Wunder in einer Zeit, in der viele Frauen im Kindbett starben und die Säuglingssterblichkeit hoch war. Margaret nahm bei der Geburt jedoch solchen Schaden, dass sie trotz zweier weiterer Ehen nie wieder schwanger wurde - und vermutlich auch nicht werden wollte.

Vielleicht hat auch das Verhältnis zu ihrem Sohn  Schaden genommen, denn 1459 heiratete sie Henry Stafford, Duke of Buckingham, und überließ das zweijährige Kind der Obhut ihres Schwagers Jasper in Pembroke Castle. 

Als die Burg während der Rosenkriege in die Hände der Anhänger Yorks (weiße Rose) fiel, ging  die Vormundschaft für das  fünfjährige Kind an William Herbert, den neuen Earl of Pembroke über.

Jasper Tudor floh 10 Jahre später, nach der Schlacht von Tewkesbury 1471 mit  dem 15 jährigen  in die Bretagne.

Mutter und Sohn hatten demnach also jahrelang keinen Kontakt - was aber durchaus nicht unüblich war.

 

Das Bild zeigt eine idealisierte Fassung des einzigen Gemäldes das von ihr existiert und das eine verkniffene und beinharte Frau abbildet. Aber als junges Mädchen wird sie vielleicht so ausgesehen haben - bevor sie sich in die Arme Gottes warf und sich einbildete Jeanne d Arc zu sein - oder sowas ähnliches. 

Sie wird als große und würdevolle Person beschrieben und als sehr intelligent und belesen, sprach fließend Französisch und bereute ihr Leben lang, nicht mehr Latein gelernt zu haben. Sie war dafür bekannt, jeden Tag mehrere Stunden in Gebet und Meditation zu verbringen, auf den Knien rutschend vier oder mehr Messen täglich zu hören und vor dem Schlafengehen eine Viertelstunde in der Kapelle zu verbringen. Sie hielt die Fastenregeln streng ein und beschränkte sich vor Ostern auf eine Fischmahlzeit pro Tag. Neben ihrem Sohn und dem Verlangen ihn auf Englands Thron zu hieven - was ihr angeblich göttliche Visionen befohlen hatten - war ihr die Religion wichtigster Lebensinhalt.

Amanda Hale hat sie großartig dargestellt, daher auch von ihr ein Bild.

Sie scheint großen Einfluss auf ihren Sohn gehabt zu haben und war vermutlich als Schwiegermutter eine wahre Hexe - aber immerhin untersagte sie die vorzeitige Herausgabe ihrer Enkelin Margaret, die mit 9 Jahren nach Schottland verheiratet werden sollte. Der König bekannte kleinlaut dem Unterhändler:

„Die Königin und meine Mutter sind gegen die Hochzeit. Sie sagen, wenn die Ehe geschlossen würde, wären wir verpflichtet, die Prinzessin sofort nach Schottland zu senden und sie fürchten, dass in diesem Fall der König von Schottland nicht warten, sondern sie verletzen und ihre Gesundheit gefährden würde."

Nun - Margaret die Ältere wusste ja schließlich wovon sie sprach...

Eine Abbildung zu finden, auf denen Edward IV. nicht wie ein ausgemachter Milchbubi aussieht ist schwierig - schließlich soll er ja nicht nur ein Frauenhinterhersteiger  sondern auch ein begabter Heerführer gewesen sein - was beides ausdrücklich erwähnt und belegt wird. Es zu glauben fällt mir schwer. Er wurde knapp 40 Jahre alt und war 20 Jahre König - in den letzten Lebensjahren allerdings eher ein Lotterbube, der zuviel fraß und soff und hurte und ganz sicher kein Schönling mehr war...

Elizabeth Woodville muss durchaus  eine Klasse für sich gewesen sein, weil sie - aus niederem Adel stammend, Witwe mit zwei Kindern und fünf Jahre älter - es geschafft hatte den dicken Fisch Edward an Land zu ziehen und von ihm geheiratet zu werden - einen Fisch, der schließlich schon  in vielen Teichen herum geschwommen war. Es war ein saftiger Skandal ohnegleichen, der Edward die Protektion und Freundschaft seines Mentors Richard Neville, Earl of Warwick, kostete, der sich gewaltig krumm gelegt hatte um eine französische Verbindung für den Bruder Leichtfuß zu bewerkstelligen.

Dass es Elizabeth Woodville nicht nur gelang seine Königin zu werden sondern auch noch immensen Einfluss auf ihn zu gewinnen und ihren gesamten  Familienclan in die höchsten und einflussreichsten Positionen zu schieben deutet eigentlich darauf hin, dass sie auf jeden Fall die Gewieftere von beiden war.

Zumindest so lange bis er auf dem Totenbett seinen Bruder Richard zum Regenten und Vormund seiner Söhne bestimmte...

Was sicher ein herber Schlag für die machtbewusste Dame war, die mit einem Rutsch in die Bedeutungslosigkeit abgeschoben wurde, denn dass Richard ihr ihre und ihrer Familie Privilegien lassen - geschweige denn weitere zugestehen - würde, davon durfte sie nicht unbedingt ausgehen.

Sie war die Mutter zweier unmündiger Söhne, von denen einer der Prince of Wales war,  und die beide durch die Jahrhunderte als "Prinzen im Tower" geistern sollten - und fünf überlebender Töchter.

Elizabeth Woodville, die Königin der weißen Rose.

Eine Schönheit soll sie gewesen sein, Elizabeth, die weiße Rose von York, älteste Tochter von Edward IV.  und Elizabeth Woodville.

Nach dem Tod ihres Vaters war sie kurzfristig ihres königlichen Status verlustig gegangen, da die Ehe ihrer Eltern für ungültig erklärt wurde, was Elizabeth und ihre Geschwister (10 an der Zahl!) samt und sonders zu Bastarden machte. Damit waren sie nach gültigem Recht von jeglicher Erbfolge ausgeschlossen. 

Margaret Beaufort scherte das nicht - sie wollte die Verbindung Elizabeths mit ihrem Sohn, um dessen fadendünnen Thronanspruch aufzupolstern.

Nach seinem Sieg über Richard III. - die Ehe ihrer Eltern war wieder anerkannt und sie wieder Prinzessin - wurde sie von Henry Tudor geheiratet und somit Königin von England.

Und bedauerlicherweise auch die Mutter von Heinrich VIII. ...

 

Viele Historiker vermuten, dass Elizabeth von ihrer dominanten Schwiegermutter überschattet und in die häusliche Sphäre verdrängt wurde. Indizien dafür sind die Berichte von Zeitgenossen. So schrieb einer der spanischen Gäste bei Hofe: „Sie wird von der Mutter des Königs in Abhängigkeit gehalten. Es wäre gut, ihr öfter zu schreiben und ihr ein wenig Liebe zu zeigen.“ John Hewyk, ein Diener der Krone, ging so weit zu sagen, dass er gern sehr viel länger mit der Königin gesprochen hätte, „wäre da nicht diese mächtige Hure, die Königsmutter.“ Der Historiker David Starkey selbst bezeichnet Margaret Beaufort für Elizabeth of York als „die Schwiegermutter aus der Hölle.“

Wie die Beziehung der beiden tatsächlich aussah, ist unbekannt.

Natürlich. Aber Elizabeth zog es jedenfalls vor nach 7 Geburten mit 32 Jahren am Kindbettfieber zu sterben, während Margaret noch ihren Sohn überlebte.

Wenn auch nur um wenige Monate.

 

Jedenfalls  endeten mit dieser Ehe die Rosenkriege, denn sie vereinten die Linien Lancaster und York. Seither wurde dieser Bund durch die rot-weiße Rose versinnbildlicht.

Anne Neville, für knapp zwei Jahre Königin von England - und ein wirklich bedauernswertes Hascherl...

 

Ich habe die Internetseiten rauf und runter durchsucht aber kein anderes Bild von ihr gefunden als dieses ungelenke, sehr frühmittelalterlich anmutende Gemälde, das sie immerhin schon als Königin zeigt.

Dabei soll sie "schön und tugendhaft" gewesen sein, so Zeitzeugen, und es ist schon verwunderlich dass es kein besseres Bild von ihr gibt als nur dieses eine.

Vielleicht waren im Norden Englands die guten Maler Mangelware. In London scheint es sie gegeben zu haben, wie Bildnisse anderer zeitgenössischer Damen beweisen. 

Auf jeden Fall hatte sie offenbar lange, rote Haare, also bin ich bei Lucas Cranach d.Ä. auf die Suche gegangen, der offenbar ein Vorliebe  für tizianrote Damen hegte, denn er hat eine Menge von ihnen gemalt - und auch wenn  seine Portraits 30-40 Jahre nach Annes frühem Tod entstanden sind stelle ich mir doch vor, dass sie so oder so ähnlich ausgesehen haben könnte...

Anne Neville, die Richards Frau und Königin war.